Die Beschreibung zu "Schloß Rodenegg" wurde aus dem Buch "Rodeneck - vom Burgfrieden zur Gemeinde" entnommen. Herausgegeben von Dr.Alois Rastner im Auftrag des Tourismusverein Rodeneck.
Schloß Rodenegg
Um 1140 war der Bau der alten Burg bereits vollendet. Bevor sie in den Besitz der Rodanker kam, soll sie ein "Temblhaus" (Templerorden?) gewesen sein.
Schloßrundgang: Über die lange Holzbrücke, von der ein Teil knapp vor dem Tore einmal als Zugbrücke gebaut war - die beiden für diesen Zweck rechts und links von der Pechnase über dem Tore angebrachten Holzrollen sind heute noch zu sehen -, betritt man die Vorburg.
Links an der Wand, gleichsam in den Felsen geschlagen, hält eine von Caspar Graß gearbeitete Bronzetafel mit dem Bildnis Erzherzog Karls von Österreich, der Bischof von Breslau und Brixen war , sich jedoch selten im Hochstift Brixen aufhielt und ihm hohe Schulden hinterließ, dessen Besuch in Rodenegg am 6. August 1620 in Erinnerung. Diese Tafel wurde zur Zeit der Freiherren von Seyffertitz entfernt und konnte erst 1911 in Schloß Freudenthal in Schlesien aufgefunden und dem
Grafen Arthur von Wolkenstein -Rodenegg zurückgegeben werden.
Am nun schon mehr als 400 Jahre alten, außen mit Eisenblech beschlagenen und mit einem Mannsloch versehenen Tor steht die Jahreszahl 1582. Leider ist das am Tor gemalte, von zwei Löwen flankierte Wappenschild der Familie Wolkenstein kaum mehr zu erkennen. Der Erbauer der Vorburg war Christoph Freiherr von Wolkenstein der Ältere. Die Stallungen, die mit einem schönen gotischen Gewölbe ausgestattet sind, zeugen u.a. von der Autarkie des Schlosses.
"Die vordere Bastei" diente besonders der Verteidigung und war bedeutend moderner ausgestattet als die eigentliche Burgverteidigung. Das erkennt man besonders an der zweiten Zugbrücke, die noch mittels einer Schwungrute aufgezogen bzw . gesenkt werden mußte. In die bescheidene Wohnung des Torwarts gleich hinter dem Eingang hat sich nach dem Erdbeben von 1976 eine tiefe Kluft gefressen. Sie drohte in die Schlucht abzurutschen. Das Land Südtirol hat in den Jahren 2004 und 2005 in großzügiger Weise den gesamten Hangbereich gefestigt, sodaß zumindest kurzfristig keine Gefahr mehr besteht.
Nach dem gewölbten und dunklen Torweg erreicht man nach dem Fallgitter den oberen Schloßhof, der mit seinen Glyzinien romantisch und märchenhaft verträumt aussieht und den "Veitsturm" und das Burgverlies vergessen läßt. In der Mitte des Oberhofes tritt links deutlich der alte Rodanker Turm hervor, mit seinem Erker, an dessen Stelle einst wohl die hochgelegene alte Turmpforte lag. Ein wolkensteinischer Wappenstein an der Außenwand des Kapellenvorraumes erinnert an den großen Umbau unter Veit II. im Jahre 1531.
Links von der Vorhalle sind zwei Bronzetafeln zu sehen, die an den mehrtägigen Besuch des Landesfürsten Erzherzog Leopold mit seiner Frau Claudia von Medici im August 1628 erinnern. Die Originale -sie stammen ebenfalls von Caspar Graß - wurden 1865 an das Museum Ferdinandeum in Innsbruck verkauft.
Die Kapelle zum hl. Michael wurde unter Christoph I. errichtet und am 25. Juli 1582 - die betreffende Urkunde befindet sich im Pfarrarchiv - vom Brixner Weihbischof Johannes Nas konsekriert, nachdem die im alten Schloßturm gewesene Kapelle "alters halben" nicht mehr renoviert werden konnte. Sie mußte wegen des schadhaften Gemäuers und zur Vermeidung größeren Schadens abgetragen werden. Vor kurzem wurden ein Rest der alten Apsis und der Altarstein freigelegt und mit einem Vordach vor der Witterung geschützt.
Die Michaelskapelle -der hl. Michael gilt als Patron der befestigten Orte - zeigt in der Wölbung die hl. Dreifaltigkeit und die vier Evangelisten, am Altar St. Michael mit der Seelenwaage und an der Eingangswand oben das Jüngste Gericht und darunter den Stifter Christoph von Wolkenstein mit seiner Gemahlin (von Spaur) und den 17 Kindern.
In der sogenannten Waffenkammer im alten Wohnturm sind einige Waffen und Teile von Rüstungen sowie Porträts wichtiger Vertreter aus dem Hause Wolkenstein aufgestellt. Nicht zu vergessen ist der schöne Schloßgarten, der sowohl einen einmaligen Blick in die tiefe Schlucht als auch in die freie Landschaft und die umliegenden Berge gewährt.